STREIFZUG DURCH DIE CHRONIK

Die Tradition sowie die Verbundenheit mit unserer Kärntner Heimat nehmen in unserem Vereinsleben schon seit jeher einen hohen Stellenwert ein. Daher soll im Folgenden ein kurzer Streifzug durch die Geschichte und Chronik des MGV Scholle unternommen werden, in dem die für den Verein wichtigsten Ereignisse kurz dargestellt werden. Leider ist es nicht möglich, alle Höhepunkte, Erlebnisse sowie Geschichten aus über 100 Jahren in dieser Festschrift abzubilden und zu erzählen. Deshalb möchten wir uns bereits im Vorfeld dafür entschuldigen, insofern objektiv oder subjektiv wahrnehmbare Lücken in diesem historischen Streifzug bestehen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt hingegen unsere Vereinschronik sowie auch die Ausstellung zum 100-Jahr-Jubiliäum MGV Scholle am Völkermarkter Hauptplatz, die am 15. März 2024 eröffnet wird und selbstverständlich allen Interessierten offensteht.

Wie alles begann

Die Scholle feiert ihr 100-jähriges Bestehen, aber das Sängerleben in Haimburg ist wesentlich älter und kann bis in das Jahr 1895 zurückverfolgt werden, als sich unter der Leitung von Lehrer Drabesch aus Völkermarkt eine Sängerrunde zusammenfand. Diese Sängerrunde entwickelte sich im Laufe der Jahre und schloss sich mit anderen Sängerrunden aus der Umgebung zusammen und zählte in der Blütezeit nach den Kriegsjahren bereits um die 30 Sänger. Nach den Wirren des Volksabstimmungsjahres blieb jedoch nur ein Quintett mit den Herren Leber, Feinig, Dimnig, Kriegl und Klein übrig. Ein Höhepunkt war im Oktober 1921 zu verzeichnen, als die Sänger verstärkt als Doppelquartett gemeinsam mit der Haimburger Musikkapelle beim Europäischen Bauerntag in Graz auftraten. Damals war der Bedarf an einem stimmgewaltigen Klangkörper im Haimburger Raum groß und so kam es, wie es kommen sollte...

Am 23. August 1924 gründeten 26 sangesfreudige Männer unter maßgeblicher Beteiligung von Ökonomierat Josef Glantschnig im damaligen Gasthaus Speck in Haimburg den MGV Scholle. Die Sänger kamen damals vorwiegend aus der Landwirtschaft und so war es kein Zufall, dass man dem neu gegründeten Männergesangsverein aus der Verbundenheit zur Kärntner Heimat den beziehungsreichen Namen Scholle gab. Bestärkt wird dieser Ausdruck zur Heimatverbundenheit auch mit dem Vereinsmotto, welches Hans Wiegele der Scholle widmete:
„Die Heimatliebe ist ein festes Band fürs teure ungeteilte Kärntnerland“
Gründungsobmann war der Helldorf´sche Gutsdirektor Generalmajor Eugen Kapretz, Chorleiter der Lehrer OSR Paul Zedlacher, ein angesehener Mann, der, wie man sich erzählte, sehr auf Pünktlichkeit, Genauigkeit und vor allem Disziplin achtete.

Das Einzugsgebiet erstreckte sich auf die ländlichen Gemeinden Haimburg und St. Peter am Wallersberg und aus Traditionsgründen behielt der Verein seinen vollen Namen MGV Scholle Haimburg - St. Peter am Wallersberg bei, obwohl mittlerweile der Großteil der Sänger aus der Stadtgemeinde Völkermarkt kommt. Durch ein ganzes Jahrhundert war es dem Chor stets vergönnt, von weitblickenden und tüchtigen Obmännern sowie von begabten und ehrgeizigen Chorleitern geleitet zu werden. In den Jahren 1926 bis 1946 stand ÖR Josef Glantschnig dem Verein als Obmann vor. Ein besonderer Meilenstein in der frühen Geschichte der Scholle war die Fahnenweihe am 8. Juli 1928. Zu diesem Fest kamen Ehrengäste aus Politik, Musikvereinen und Sängerrunden aus ganz Kärnten, um gemeinsam mit dem MGV Scholle die Weihe der Vereinsfahne in Haimburg zu feiern. Da dieses Großereignis – Festumzug Festmesse, Festakt mit anschließenden Feierlichkeiten – mit hohen Kosten verbunden war, sammelten die Sänger bei den umliegenden Bauernhöfen und Häusern in der Region Spenden. Jeder gab, was er hatte – und wenn es nur 5 Eier und ein Laib Brot waren – damit dieses wichtige Fest stattfinden konnte. Den Festgottesdienst, den die Scholle mit der berühmten Deutschen Messe von Franz Schubert umrahmte, fand in der Haimburger Kirche statt. Dieses große Fahnenweihefest war nicht nur für die Scholle, sondern für die Zeitungsartikel von 1928: Fahnenweihe ganze Umgebung ein Höhepunkt, von dem man noch jahrelang sprach.

Weitere sängerische Höhepunkte waren unter anderem die Teilnahme am Bundessängerfest 1929 in Wien und am Bundessängerfest in Breslau. Obmann Glantschnig hatte aber während seiner langen Tätigkeit nicht nur erfreuliche Ereignisse zu vermelden. So blieb es ihm nicht erspart, in den dreißiger Jahren die Trennung des Vereins in zwei Einzelgruppen zur Kenntnis zu nehmen.

Der zweite Weltkrieg machte auch vor dem Verein nicht halt. So manche junge, hoffnungsvolle Stimme des MGV Scholle verstummte für immer auf den Kriegsschauplätzen Europas. Im Jahre 1944, auf dem Höhepunkt des Krieges, ruhte die Vereinstätigkeit, aber zum Lachen und Singen war zu dieser Zeit ohnehin niemandem zumute. Glücklicherweise konnte der Verein auch diese dunkle Stunde der Geschichte überwinden und 1946 fanden sich wieder sangesfreudige Männer unter der organisatorischen Leitung von Anton Lippnig, vulgo Pfarrhofer, zusammen und ließen die Scholle wieder aufleben.

Zeit des Aufschwungs

Nach dem tragischen Tod des Obmannes Anton Lippnig in jungen Jahren im Jahre 1949 übernahm Hans Wolbart – Landwirt am Pibaterhof – dessen Aufgaben, die er dankenswerterweise bis 1963 ausübte. Unter seiner Führung nahm der Verein einen erfreulichen Aufschwung.

Der gesellige und sangesfreudige Mann übernahm bei den Proben nicht selten die Zeche der jungen Bauernburschen, die sich damals kaum ins Wirtshaus trauten, weil das Geld knapp war. Als Chorleiter bewährten sich nach dem Krieg die Herren OSR Leo Steiner, Dir. Fritz Grascher (der spätere Gauchorleiter und Liedschöpfer) und Prof. Josef Rösner – ein überaus feinsinniger Musikpädagoge und ehemaliger Priester. Auch Ing. agr. Hannes Smetanig, der langjährige Landesobmann des Kärntner Bildungswerkes, VOL Thomas Rohrmeister, HSDir. Herbert Melcher, VDir. Philipp Starz, Fritz Pleschiutschnig und VDir. Hubert Scherzer waren zwischenzeitlich als Chorleiter tätig

Beginn der Ära Dr. Hermann Wedenig

1952 übernahm der damals noch junge Lehrer Dr. Hermann Wedenig das Amt des Chorleiters, das er 28 Jahre lang innehatte. Neben Beruf, Familie und aktivem Vereinsleben, absolvierte er ein Geschichte- und Philosophiestudium an der Universität Graz. Zur Promotionsfeier reisten die damaligen Sänger der Scholle nach Graz an, um ihm zu gratulieren und überraschten ihn mit einem Ständchen im Festsaal der Universität. Hermann war es immer ein wichtiges Anliegen, das kulturelle Leben in Haimburg und Umgebung in Schwung zu halten, so leitete er neben der Scholle auch einige Zeit den Kirchenchor, den Dorfgemeinschaftschor sowie den Schülerchor des Gymnasiums Völkermarkt. Auf seine Anregung hin wurde der Haimburger Burgenverein gegründet und gemeinsam mit Dipl. Ing. Volker Helldorff unter Mithilfe der Bevölkerung und der Sänger der Scholle die Sanierung der Heunburg in Angriff genommen. Er war auch als Vizebürgermeister der Gemeinde Haimburg tätig und hatte für die Anliegen und Sorgen der Bewohner stets ein offenes Ohr.

Hermann führte den Chor in lichte musikalische Höhen. Durch seine professionelle Leitung und wertschätzende Art konnte Hermann viele neue Sänger für die Scholle gewinnen. Er verstand es auch, seine Sänger für neue Chorliteratur zu begeistern, und so wurden Lieder aus aller Welt einstudiert. Neben den zahlreichen Konzertveranstaltungen und CD- und Rundfunkaufnahmen bleiben die zahlreichen Sängerfahrten, verbunden mit Chorauftritten, in Erinnerung. Sie führten die Scholle unter anderen im Jahr 1955 nach Hochwolkersdorf in NÖ, 1957 in die Wachau, 1958 nach Linz (Einladung zur Teilnahme am 100 Jahr-Jubiläum der Kärntner in Linz), 1959 nach Hohenems in Vorarlberg, 1964 nach Wien zur internationalen Gartenausstellung, 1965 nach Zwettl in NÖ, 1967 nach Hinwill in der Schweiz, 1969 nach Dr. Hermann Wedenig Altdorf bei Nürnberg, 1973 nach Neuhaus im Burgenland, 1975 nach Hinterstoder in OÖ, 1977 nach Münchweiler an der Pfalz in Deutschland, 1978 nach Kirchham in OÖ. Aber auch das interne Vereinsleben wurde gestärkt. Es fanden Familienabende, Silvesterbälle mit Gesang und Klavierbegleitung von Dr. Nagele und Frau Prof. Rösner in den Gasthäusern Petutschnig, Prisch und Lindenhof, Familienschitage sowie auch das Eisstockschießen beim Rabitsch – das noch lange fortgeführt wurde – statt. Der mittlerweile jährlich stattfindende Scholle-Ball fand seinen Ursprung im Jahr 1973, damals auch bekannt als Jägerball. Hermann war viele Jahre nicht nur ein einfühlsamer Chorleiter, sondern auch vorbildlicher Freund und Wegbegleiter.

Er widmete der Scholle nicht nur schöne Lieder, sondern auch ganze Messen – so schenkte er ihr zu ihrem 70. Geburtstag eine Jubiläumsmesse mit dem bezeichnenden Titel Bemesst den Schritt; ein Werk, das seine Leidenschaft widerspiegelt, lyrische Texte mit seinen Sängern musikalisch zu interpretieren. Obwohl unser Ehrenchorleiter Dr. Hermann Wedenig leider schon verstorben ist, lebt sein Vermächtnis – seine Musik – durch die Scholle weiter. Regelmäßig werden etwa noch das Falkertlied, das Saualmlied, Übarm Berg, übarm Berg oder Wås is denn dås für wundaliche Zeit von der Scholle bei ihren Auftritten gesungen. Und immer wieder werden neue Schätze von Wedenig ausgegraben. So wurde beim Scholle Ball 2016 das Lied Låß uns wåndarn auf‘n Hochobir uraufgeführt, das auch auf der aktuellen CD der Scholle zu hören ist. Von 1963 bis 1981 war Michael Feinig Obmann. Michl, wie er liebevoll genannt wurde, war einer der aktivsten Obleute, ein guter Organisator, ein geselliger Mensch und bis ins hohe Alter ein blendender Sänger. Als fleißiger Probenbesucher war er für viele junge Sänger ein Vorbild. Wie bereits erzählt, fiel so mancher gelungene Sängerausflug – auch über die Grenzen Österreichs hinaus – in seine Zeit. Damit setzte er bewusst und mit Begeisterung eine Tradition fort, die schon den Gründern der Scholle vorgeschwebt hatte; seine Ernennung zum Ehrenobmann kam daher nicht von ungefähr.

Beginn der Ära Franz Hrastnig

Im Jahre 1981 übernahm Dipl. Ing. Josef Maierhofer das Amt des Obmannes. Seine ordnende, manchmal auch strenge Hand wirkte sich wohltuend auf das Vereinsleben aus. Gemeinsam mit dem heutigen Ehrenchorleiter Franz Hrastnig, der im selben Jahr Dr. Hermann Wedenig ablöste, sorgte er für einen neuen Schwung in der Scholle. Tatkräftige Unterstützung erhielt Maierhofer von seiner rechten Hand und langjährigen Seele des Vereins, Anton Dreier, der liebe- und respektvoll unser Tone genannt wurde. In die Zeit der Obmannschaft von Maierhofer fallen zahlreiche Höhepunkte, etwa die Ausrichtung des Bundessängerfestes 1990 in Völkermarkt, an dem die Scholle und namentlich der Obmann selbst federführend beteiligt waren. Die Kontaktnahme und der Besuch des akademischen Männerchores der Universität Tallin in Estland nach dem Ende des Kalten Krieges war ein Meilenstein im Vereinsleben. Auf der Hinreise machte die Scholle, verstärkt durch den Musikverein Haimburg und zahlreiche Fans, Station im russischen St. Petersburg und besichtigte diese wunderschöne Stadt im Norden, bevor es von dort nach Tallin ging. Gemeinsam mit den Meeschor Tallin gestaltete die Scholle einen Gesellschaftsabend, gemeinsam mit dem Musikverein Haimburg eine Messe. Ausflüge in die Umgebung von Tallin rundeten die Reise ab. Im Mai 1992 nahm die Scholle am ersten Chorwettbewerb – veranstaltet vom Sängerbund und Bildungswerk Feldkirchen – teil und bestand dort mit ausgezeichnetem Erfolg.

Dieser gesangliche Höhenflug dieses Scholle Zeitalters und das gestiegene allgemeine Gesangsniveau war der Verdienst des damaligen Chorleiters Franz Hrastnig, ein wahrhaft großartiger Musiker und Sänger. Von 1981-2019 war Franzi – wie er liebevoll von seinen Sängern genannt wird – musikalischer Leiter. Sein Schwung und seine Einsatzfreude haben stets alle mitgerissen. Er traute sich an jedes Liedgut heran und verstand es, sich bei aller Kameradschaftlichkeit auch den nötigen Respekt bei den Sängern zu verschaffen. Als langjähriger Chorleiter sorgte er auch dafür, dass die Scholle nie einen Nachwuchsmangel zu beklagen hatte. Ihm wird in der Festschrift an späterer Stelle ein eigenes Kapitel gewidmet.

Im Jahr 1993 wurde der Direktor der landwirtschaftlichen Fachschule Goldbrunnhof Ing. Wilhelm Waldner einstimmig zum neuen Obmann der Scholle berufen. Er führte den Verein mit Besonnenheit und Umsicht; seine guten Kontakte zur Stadtgemeinde und zur Öffentlichkeit kamen während seiner Funktionsperiode dem Verein sehr zu Gute. Er widmete dem Verein einen Großteil seiner Freizeit und steckte viel Herzensblut sowie Leidenschaft in die Scholle. Ganz besonders war für ihn als bekennenden Familienmenschen, dass seine Söhne Willhelm, Gernot und Michael als Sänger und Musiker präsent waren. Hervorzuheben ist, dass Michi nach wie vor Sänger und Schriftführer - nunmehr Stellvertreter - unseres Vereines ist.

Die Sänger der Scholle hatten – auch das soll erwähnt werden – in der Geschichte des Vereines in den Häusern Prisch/Haimburg, Kordesch/St. Agnes, am Lindenhof, Speck/ Haimburg, beim Speiser in St. Martin und längere Zeit beim Wegand in Haimburg sowie beim Gasthaus Harrich in Oschenitzen ihre Probenlokale. Nunmehr wird im ehemaligen Gasthaus Kilian/Rabl in Haimburg geprobt, denn eine gewisse Anforderung an die Größe des Proberaumes ist schon durch die Zahl von mehr als fünfzig aktiven Sängern vorgegeben. Reich an markanten Ereignissen waren die fünf Jahre seit der 70-Jahr-Feier im Jahre 1994. Einige bedeutende Veranstaltungen davon sollen besonders hervorgehoben werden. Im September 1995 unternahm die Scholle einen Wochenendausflug in das steirische Bad Gleichenberg. An einem Samstagabend veranstaltete die Scholle mit Chor, Kleingruppen und Musik im wunderschönen Mailändersaal der Gastgewerbeschule von Bad Gleichenberg ein hervorragendes Konzert, welches das zahlreich erschienene Publikum mit großem Beifall honorierte.

Im Jahr 1996 wurde die Scholle das erste Mal zum Mädchenchor; allerdings nur beim Völkermarkter Fasching. Seither ist sie eiserner Bestandteil dieser Großveranstaltung, bei der sie zuletzt 2023 als Märchenfiguren erfolgreich auftrat. Koordiniert wird der Faschingsauftritt von Christian Joham, unterstützt von seinem Team.

Der September 1996 brachte einen Ausflug zu den Sängerfreunden nach Hinwil, Kanton Zürich, Schweiz mit sich. Die Gastfreundschaft war überwältigend, das gemeinsame Abendkonzert mit dem MGV Hinwil und der Jodlergruppe Zürcher Oberländer Jodelsextett wurde ein unvergessliches Erlebnis. Der Kontakt zu diesem Verein war der Verdienst des gebürtigen Kärntners Toni Klatzer aus St. Martin. Er wurde mit Begeisterung auch unterstützendes Mitglied und besucht die Scholle auch immer wieder. Man tankte Kraft für die bevorstehende und anstrengende Probenarbeit des Herbstes, welche mit der Produktion einer umfassenden CD im November 1997 beendet wurde.

Im Frühjahr 1998 wurde allen Sängern mit einer schwarzen Hose zum Kärntner Rock ein neues Aussehen verpasst, welches in der Landestradition wurzelt und gut angenommen wurde. Auch wenn die Scholle 2021 neu eingekleidet wurde, ist der damals etablierte Kärntner-Anzug noch heute im Einsatz, vor allem in den Kleingruppen-Singereien.

Ausflüge waren schon immer ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens – damals, heute und auch in Zukunft. Aber eine Geschichte ist an dieser Stelle eine Anekdote wert, wie unser Friedl Keber immer gerne erzählte: Im Oktober 1998 flogen die Sänger der Scholle, mit achtunddreißig Mann, zu einem Ausflug nach Lissabon. Hier wurde auch die Gelegenheit genutzt, um für die Bewerbung für die olympischen Spiele Senza Confini in Klagenfurt kräftig Werbung zu machen. Bis auf den Heimflug verlief die von Obmann Waldner mustergültig organisierte Reise problemlos. Der erste Flug von Lissabon nach Mailand ging ohne Schwierigkeiten vonstatten. Allerdings begann die Pechsträhne am neuen Flughafen Mailand/Malpensa. Am ersten Tag nach seiner Eröffnung war der Programmcomputer abgestürzt. Nichts klappte mehr – der Abflug nach Triest verspätete sich um satte vier Stunden. So sang die Scholle auch auf dem Mailänder Flughafen – der Applaus der vielen Menschen in der großen Wartehalle war ein schöner Lohn und brachte außerdem einen lobenden Bericht im Corriere de la sera, der größten Zeitung Mailands ein. Endlich und verspätet in Triest angekommen, mussten die Sänger jedoch feststellen, dass etwa zwei Drittel der Koffer dem Chaos am Mailänder Flughafen zum Opfer gefallen und dort offenbar zurückgeblieben waren. Die Abwicklung der Verlustformalitäten am Schalter nahm wieder zwei Stunden in Anspruch. Ankunft in Völkermarkt war schließlich erst um 5.00 Uhr morgens. Auch solche Geschichten gehören zum Vereinsleben dazu!

Am 21. Juni 2002 verwandelte sich die Stadt Völkermarkt in eine wahre Klangoase, denn an diesem Abend fand Die lange Nacht der Musik statt. Initiatoren dieses eindrucksvollen musikalischen Spektakels waren unser damaliger Chorleiter Franz Hrastnig gemeinsam mit Christine Winkler und Siegfried Hoffmann, die zusammen mit der Musikschule Völkermarkt und verschiedenen Chören aus dem Bezirk eine unvergessliche Vorstellung boten. Die bezaubernden Stimmen der gebildeten Großchöre – begleitet von einem Orchester – verschmolzen zu einem harmonischen Klangteppich, der den Völkermarkter Hauptplatz erfüllte. Die Zuhörer wurden verzaubert, als Time to Say Goodbye ertönte und die Herzen berührte. Die lange Nacht der Musik im Jahr 2002 wird für immer als ein beeindruckendes musikalisches Ereignis der Scholle in Erinnerung bleiben.

Die Ära Seppi Lobnig und Franzi Hrastnig

Seit dem Jahr 2005 hat Josef Lobnig, Landtagspräsident a. D., die Position des Obmanns im MGV Scholle inne. Diese Zeitspanne kann rückblickend als der Beginn einer äußerst bemerkenswerten Ära betrachtet werden, die er gemeinsam mit dem Chorleiter Franz Hrastnig gestaltet hat. Unter der organisatorischen Leitung von Obmann Josef Lobnig und der musikalischen Leitung von Franz Hrastnig erlebte der Männergesangsverein Scholle eine Zeit des Wachstums und der kulturellen Bereicherung. Das Engagement und die Leidenschaft für die Förderung der Sangeskunst dieser Doppelspitze hat den Verein zu neuen Höhen geführt und den Zusammenhalt unter den Mitgliedern gestärkt. Chorleiter Franz Hrastnig erweiterte das Repertoire des Männergesangsvereins Scholle und steigerte die Qualität der Darbietungen kontinuierlich. Josef Lobnig setzte sich entschlossen dafür ein, die Scholle über die Grenzen Kärntens hinaus bekannt zu machen, und organisierte zahlreiche Auftritte für den Verein. Die Zusammenarbeit zwischen dem Obmann und dem Chorleiter erwies sich für das gesamte Chorleben als äußerst fruchtbar und inspirierend.

In diese Ära fielen nicht nur zahlreiche Konzerte im Inland, sondern auch einige Konzertreisen, die uns in viele Länder zu unterschiedlichsten Kulturen geführt haben. Die Konzertreisen sind geprägt von vielen Erlebnissen und gesanglichen Höhepunkten, die uns immer in Erinnerung bleiben werden. Die Konzertreisen sind aber auch ein wichtiger Teil unserer Geschichte und unserer musikalischen (Weiter-)Entwicklung. Unsere Auftritte führten uns unter anderem nach Estland, Finnland, Portugal, Spanien (wo wir einen besonderen Höhepunkt bei der EXPO in Saragossa setzten), Bulgarien, Deutschland, Italien, Slowenien, Slowakei, Ungarn und viele andere Länder. Zu unseren unvergesslichen Sängerreisen zählt natürlich jene nach Skandinavien. So reisten 2001 die Sänger der Scholle mit ihren Partnerinnen nach Stockholm und Helsinki. Diese Reise führte uns einerseits in die faszinierenden Hauptstädte Schwedens und Finnlands und anderseits brachte sie uns die Schönheit des Nordens näher. Weitere Gesangsreisen erfolgten daraufhin in unsere Nachbarländer, 2003 nach Bratislava und 2004 nach Ungarn unter anderem nach Budapest. Erwähnenswert ist auch der fünftägige Aufenthalt in Brüssel/Belgien 2006. Die belgische Hauptstadt begeisterte uns nicht nur mit ihrer kulturellen Vielfalt und der Führung im Europäischen Parlament, sondern bot auch eine Bühne für unsere musikalischen Darbietungen. Die gesangliche Umrahmung beim Österreich-Stand an der EXPO 2008 in Saragossa im Zuge einer mehrtägigen Spanienreise war zweifellos ein Höhepunkt unserer Konzertreisen. Unsere Musik erfüllte die EXPO nicht nur mit den Klängen des Kärntner Chorgesanges, sondern war auch für die Sänger der Scholle ein unvergessliches Erlebnis. Auch in Sofia, Bulgarien, wurden wir 2011 gemeinsam mit unseren Partnerinnen herzlich empfangen und durften im Zuge einer viertägigen Reise unsere Musik in dieser faszinierenden Region präsentieren, wobei das musikalische Highlight sicherlich das Konzert mit dem stimmstarken Männerchor Gusla darstellte.

Auch in den letzten Jahren erfolgten einige Meilensteine und große Auftritte in ganz Österreich und vor allem in Kärnten. Von der CD-Aufnahme für Hast a bissl Zeit 2010 in der Kirche St. Martin angefangen, welche 2011 in der Gärtnerei Sattler präsentiert wurde, sollen in den letzten Jahren – neben den jährlich stattfindenden Scholle-Ball – folgende Auftritte besonders hervorgehoben werden. Die Teilnahme am Kärntner Sololiederabend mit dem MGV Scholle und Kammersänger Prof. Helmut Wildhaber. Bei diesem Konzert konnten sich nicht nur einige unserer Schollisten als Solisten auszeichnen, sondern die gesamte Scholle stand als Projektchor den Solisten begleitend zur Seite. Am Alpen-Adria Markt 2014 wurde eine „Lange Nacht der Musik“ am Hauptplatz in Völkermarkt veranstaltet, im Zuge derer auch 90 Jahre MGV Scholle gefeiert wurde. Auch hier konnte die Scholle wiederum ihre musikalische Klasse auf einer riesengroßen Bühne mit Orchesterbegleitung in Völkermarkt unter Beweis stellen. 2015 führte die Scholle eine Reise über die Grenzen nach Italien, wo wir in Rovigo ein unvergessliches Konzert mit dem Pasubio Chor gaben und wir uns ein Wochenende die Region um Rovigo zu Gemüte führten.

Die jährlichen 10. Oktober-Feiern werden von der Scholle in Haimburg, St. Margarethen ob Töllerberg sowie auch in Völkermarkt musikalisch umrahmt. Die Teilnahme des Männergesangsvereins Scholle an diesen Festakten ist nicht nur eine musikalische Erfahrung, sondern auch ein Ausdruck ihrer tiefen Verbundenheit mit der Kultur und Geschichte ihrer Region.

Aufgrund der herausragenden musikalischen Leistungen im Zuge des ORF-Chorwettbewerbs wurde der Scholle im Jahr 2016 der Titel Männerchor des Jahres verliehen. Dieser Meilenstein war der Höhepunkt der letzten Jahre, da diese Auszeichnung die Arbeit Franzi Hrastnigs der letzten Jahrzehnte krönte. Die Scholle gewann den Wettbewerb in der Kategorie Männerchor. Wir sind immer noch sehr, sehr stolz auf diese Auszeichnung und werden weiterhin versuchen, unser Niveau zu steigern und uns zu verbessern.

Die Scholle heute

Im Jahr 2019 endete die große Ära des Chorleiters Franz Hrasting. Nach 38 Jahren übergab Franz Hrastnig die Chorleitung seines geliebten MGV Scholle an seinen Neffen Mag. Lukas Joham. Aus diesem Anlass fand am 7. Juni 2019 ein großes Chorleiterübergabekonzert in der vollbesetzten Neuen Burg in Völkermarkt statt, in dessen Rahmen auch das 95-jährige Bestandsjubiläum gefeiert wurde. Bei diesem beeindruckenden Konzert übergab Franz Hrastnig die Stimmgabel und somit die Chorleiterfunktion an Mag. Lukas Joham.

Hrastnig, der nun Ehrenchorleiter ist, wurde vom Land Kärnten mit dem Kärntner Lorbeer in Gold mit Brillanten ausgezeichnet. Dieses Konzert war einer der absoluten Höhepunkte in der fast 100-jährigen Vereinsgeschichte und markierte den Aufbruch des Chores in eine neue Ära. Unter Leitung von Mag. Lukas Joham schlossen sich in den folgenden Jahren viele junge Sänger dem MGV Scholle an. So hat die Chorgemeinschaft inzwischen eine Stärke von ungefähr 60 sangesfreudigen Männern erreicht. Natürlich schwankt die Zahl der Sänger von Jahr zu Jahr. Neue Sänger kommen hinzu, andere scheiden aus privaten oder beruflichen Gründen aus oder werden vorübergehend beurlaubt. Wie unser Obmann Josef Lobnig immer zu sagen pflegt: „Eintritt und Austritt sind freiwillig - dazwischen liegt die Pflicht“. Leider kommt es auch vor, dass Sänger während ihrer aktiven Sängerzeit ableben. An dieser Stelle wollen wir ihrer gedenken.
Möge der Herr ihnen die ewige Ruhe schenken!

Während der Corona-Pandemie waren Zusammenkünfte in größerer Runde kaum möglich. Von weit über 100 Zusammenkünften bei Proben, Auftritten in allen möglichen Formationen, Festen und Konzerten, hat sich das ganze Vereinsleben auf ein Minimum reduziert. Dies war schon ein bedeutender Einschnitt in unser sehr reges Vereinsleben. Das gemeinsame Singen zählt eigentlich zu den Grundbedürfnissen der Sänger des MGV Scholle und gerade deswegen war es äußerst schwer, darauf zu verzichten. Die positive Energie und die Glücksgefühle, die beim Singen produziert und ausgeschüttet werden, tun Körper, Geist und Seele einfach gut, halten fit und sorgen für eine gute Balance im Leben. Aber es wurde durchaus – soweit das Gesetz es erlaubte – im Quartett in kleinem Rahmen bei Hochzeiten, Taufen, Begräbnissen gesungen. Aber auch diese Periode konnte der Verein überstehen und nun freut es alle Sänger umso mehr, wieder regelmäßig zu den Proben und sich bei Auftritten zusammenfinden zu können. Nach der leidigen Corona-Pause erfolgte 2022 die Klangwolke in Völkermarkt sowie die Lange Nacht der Chöre in Klagenfurt, bei der die Scholle wieder in voller Stärke mitwirken konnte.

Darüber hinaus werden nun jedes Jahr im Frühjahr eigene Konzerte veranstaltet. Dieses Projekt, die Scholle im gesamten Bezirk zu präsentieren und die Bevölkerung durch regelmäßige Konzerte für den Chorgesang zu begeistern, startete bereits 2018 mit zwei Sololiederabenden in Griffen und St. Kanzian. Nach der Corona-Pause veranstaltete die Scholle im Jahr 2022 daraufhin zwei gut besuchte Konzerte in Griffen und in Völkermarkt unter dem Motto …endlich wieder. Diese Konzerte des MGV-Scholle sorgten einerseits für volle Festsäle und anderseits für eine gute Unterhaltung der Besucherinnen und Besucher. Im Jahr 2023 wurden zwei Sololiederabende in der Neuen Burg in Völkermarkt und in St. Kanzian im K3 abgehalten. Aus dem Kreis der jungen sowie den erfahrenen Sänger der Scholle kommen auch viele talentierte Solisten, die bei den Sololiederabenden ihr Können bravourös unter Beweis stellen konnten.

Derzeit stehen dem MGV Scholle Mag. Lukas Joham als Hauptchorleiter sowie Franz Hrastnig und Christian Joham als Chorleiterstellvertreter zur Verfügung. Als Obmann fungiert seit 2005 unser hochgeschätzter Josef Lobnig aus Haimburg. Ihm stehen im engeren Vorstand seine Stellvertreter Mag. Theodor Helldorff und Dipl. Ing. Liebhard Markus, für die für die Scholle keine Arbeit zu mühsam ist, zur Seite. Alois Meschnark und Helmut Ronacher sind gemeinsam zwei umsichtige und gewissenhafte Kassiere. Die Schriftführung obliegt Mag. Andreas Joham gemeinsam mit VDir. Michael Waldner und als Statistiker zeichnet sich Christian Rutter aus.

Das aktive Chorleben – vom Gesang in den Kleingruppen, über die Konzerte im Frühjahr, 33 Herbst bis hin zu den Adventkonzerten – und das Engagement jedes einzelnen Sängers haben die Scholle zu einem Fixpunkt im Kulturleben von Völkermarkt und ganz Kärnten gemacht. Mit vielen Chören im In- und Ausland werden Freundschaften gepflegt, die weit über das Singen und Musizieren hinausgehen. Der Fleiß und die Begeisterung jedes einzelnen Chormitgliedes über das ganze Sängerjahr hinweg hat der Scholle immer viel Sympathie und eine treue Anhängerschaft eingebracht. So wurden die Veranstaltungen der Chorabende und Wunschkonzerte, aber auch der alljährlich stattfindende Scholle-Ball gerne und zahlreich besucht. Auch wenn wir uns gerade in einer Zeit befinden, in der vieles ungewiss ist, so freut es uns umso mehr, dass ein Umstand wohl gewiss scheint: Die Zukunft der Scholle ist gesichert. Die derzeitige Kombination aus erfahrenen und jungen motivierten Sängern ist einzigartig und stimmt uns Sänger alle positiv. Die Sänger der Scholle sind hoch motiviert und mit Begeisterung, positiver Energie und voller Sangeslust bereit für die Zukunft. In diesem Sinne möge ganz Kärnten noch weitere 100 Jahre von unserem Jubiläum sprechen und von unserer Scholle hören.

Ad multos annos, MGV Scholle Haimburg/St. Peter am Wallersberg!

Basierend auf den nun gekürzten Ausführungen von Dr. Friedl Keber in der Festschrift 75 Jahre Scholle sowie den historischen Anregungen von Friedrich Lippnig,
Mag. Andreas Joham

MGV Scholle Haimburg/St. Peter am Wallersberg, Jänner 2024